Ohne ihn würde heute wahrscheinlich kaum jemand die kleine Insel im Südatlantik kennen. Angeblich war der St. Helena Kaffee Napoleons Morgentrunk. Kaum lobte er ihn, schon erklärte ihn 1839 eine Londoner Kaffeeagentur zum besten Kaffee der Welt.
Er gehört ohne Frage zu den sehr exklusiven Kaffeesorten. St. Helena Kaffee besteht nicht nur aus reinem Arabica, sondern aus nur einer genetischen Varietät: Green Tipped Bourbon Arabica Bohnen.
Der vulkanische Boden, das milde Klima und die bergige Landschaft mit Höhenlagen bis zu 700 Meter, bieten ideale Bedingungen für den Kaffeeanbau. Seit den ersten Pflanzungen wird der Kaffee ohne maschinelle Hilfe nach heutigem Verständnis biologisch angebaut.
Nach der Ernte von Oktober bis Februar, verarbeiten ihn die Kaffeebauern nass (gewaschen). Das Entfernen des Schleimes auf den Kaffeebohnen überlassen sie der natürlichen Fermentation.
Danach erfolgt eine langsame und daher längere Trocknung der Kaffeebohnen in der Sonne. Dies dauert bis zu vier Monate. Zum Vergleich: In anderen Anbauländern dauert das nur 4 bis 5 Tage.
Der im Kaffeehandel etablierte Begriff "Bourbon Kaffee" gehört zur Arabica-Sorte. Bourbon Kaffee gedeiht am besten in einer Höhenlage zwischen 1.110 bis 2.000 Meter. Angebaut wurde er erstmalig auf der Insel Rèunion, die bis 1794 Île Bourbon hieß. Von dort brachten ihn die Franzosen auf das afrikanische Festland und nach Südamerika.
Die Kaffeepflanzen auf St. Helena sind Bourbon und stammen aus Mokka im Jemen. Der Beginn des Kaffeeanbaus erfolgte in der Zeit, als St. Helena unter britischer Kontrolle stand. Damals wurde die Insel von der East India Company verwaltet, die auch den ersten Samen auf die Insel brachte.
Im Vergleich zu anderen Kolonialplantagen der Company auf Java und Île Bourbon (heute Rèunion), bot nur St. Helena gute Anbaubedingungen für Kaffee. Für die kommerzielle Verwertung war jedoch leider die Anbaufläche zu klein. Insofern war schon damals klar, der St. Helena Kaffee würde eine Rarität bleiben.
Nach einigen internationalen Preisen im 19. Jahrhundert stellte die Experten der Fachpresse jedoch fest, dass der Anbau von Kaffee auf St. Helena keine Zukunft hat. Sie haben sich geirrt.
1989 wurde die Kaffeeproduktion wiederbelebt und zum ersten Mal seit Jahrzehnten drei Tonnen exportiert. Im Jahr 2000 schätzten St. Helena News, dass die Anbaufläche an Kaffee ca. 73 km2 mit 20.000 Bäumen umfasste.
Von den 12.000 Tonnen an grünen Bohnen wurde immer noch nur ungefähr drei Tonnen exportiert. Nach internen Schwierigkeiten der Produzenten blieben Ende 2008 allerdings gerade mal zwei Hektar übrig.
Der Geschmack dieser Kaffeebohnen ist unverwechselbar. Er ist sehr harmonisch mit einer guten Balance zwischen einem sehr gehaltvollen Körper, einer fruchtigen Säure und Noten von Schokolade, Schwarzkirschen bzw. Zitrusfrüchten. St. Helena Kaffee besitzt ein ausgesprochen blumiges Bouquet.
Tipp
Derartig hochwertige Plantagenkaffees gehören für die Zubereitung nicht in die Espressomaschiene oder in den Vollautomaten. Brühen sie ihn per French Press oder mit dem Handfilter und sie werden begeistert von seinen Aromen sein.
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