Kaffee aus Äthiopien
Auch wenn die Kaffeepflanze aus dem Süden des Sudans stammt, liegt der eigentliche Ursprung des Kaffees in Äthiopien. Zumindest ist diesem Land der globale Siegeszug der Kaffeebohnen zu verdanken. Allerdings wurde er hier nicht zuerst getrunken, sondern lediglich seine wilden Früchte gesammelt und u.a. wegen ihrer etwas berauschenden Wirkung gegessen.
Anbau und Herkunft von Kaffee aus Äthiopien
Spätestens seit dem 17. Jahrhundert begannen die einheimischen Bauern mit der Kultivierung von Kaffee und exportierten ihn auch außerhalb Äthiopiens. Zum gleichen Zeitpunkt entstand in verschiedenen Ländern des Nahen Ostens eine Art Kaffeehaus-Kultur. Diese brauchten natürlich Nachschub an Bohnen.
Doch der aufkeimende Kaffeehandel brachte schon sehr schnell den Wettbewerb auf den Plan. Nachdem vor allem Jemen und Java in den kommerziellen Anbau verstärkt einstiegen, sank der Kaffeestern Äthiopiens und stieg erst wieder ab 1950.
Zwei Drittel der Bevölkerung von Äthiopien arbeiten in der Landwirtschaft. Nach wie vor gibt es drei Kategorien in der Kaffeeproduktion: Plantagenkaffee, Waldkaffee und Gartenkaffee.
Plantagenkaffee
Im Gegensatz zu anderern großen Anbaugebieten, die meist globalen Konzernen gehören, kommen fast 90% der Bohnen aus kleinen privaten Kaffeefarmen. Der Rest stammt aus staatlichen großen Plantagen. Oft liegen sie in der Nähe größerer Städte. Dort werden in großem Maßstab Kaffeebäume gezogen und die Kaffeekirschen mit industriellen Mitteln geerntet.
Gartenkaffee
Er klingt schon dem Namen nach exklusiv und ist bei den Kaffeetrinkern entsprechend beliebt. Sein Anbau erfolgt auf überschaubaren Flächen in der Nähe von Dörfern. Deren Bauern pflegen ihn und ernten meist noch per Hand.
Waldkaffee
Dieser Kaffee wächst, wie z.B. Kaffee Wildkaffee, in der natürlichen Umgebung des Urwaldes. Entsprechend hoch ist der Aufwand für Pflege und Anbau. Die Bauern müssen nicht nur regelmäßig tief in den Wald zu den einzelnen Bäumen. Zur Ernte steigen sie in die Bäume und pflücken die Bohnen aufwändig mit der Hand. Damit sich diese erholen können, wechseln die Bauern aller fünf Jahre die Waldstücke. Verglichen mit den anderen Produktions Kategorien ist die Erntemenge eher gering.
Leider werden die vor allem im Süden des Landes liegenden zusammenhängenden Urwaldgebiete, zunehmend abgeholzt. Die Menge exportierbaren Waldkaffees sinkt und lässt im Markt die Preise steigen.
Charaktervoll mit sehr eigenem Geschmack: Harrar Kaffee
Es ist eines der ältesten und damit bekanntesten Anbaugebiete für Kaffee in Äthiopien. Ihr Zentrum ist die Stadt Harrar, der er seinen Namen verdankt. Harrar Kaffee wird trocken aufbereitet und verfügt über derartig viele Geschmacksnuancen, dass er nach einer Verkostung garantiert in Erinnerung bleibt. Harrar liegt im Osten auf einer Hochebene in 1.850 Metern Höhe in den Ahmar Bergen.
Angebaut wird ausschließlich Arabica Kaffee, meist noch alte Sorten. Die bekanntesten sind Harrar Mocha Shortberry und Harrar Mocha Longberry. Wie im Osten des Landes üblich, erfolgt die Aufbereitung der Bohnen trocken. Sie trocknen entweder an der Sonne oder am Strauch oder Baum.
Hochlandkaffee aus Sidamo
In der südlichen Region an der Grenze zu Kenia liegen die höchsten Anbaugebiete des Landes. Immerhin reichen diese bis auf eine Höhe von 2.200 m. Der Name stammt vom dort ansässigen Stamm der Sidama. Beide Namen werden auf den Verpackungen von Kaffees verwendet. Die sowohl trocken, als auch nass aufbereiteten Bohnen von Sidamo Kaffee sind für sehr fruchtige aromatische Aromen bekannt.
Yirgacheffe
Sie ist neben Harrar und Sidamo die bekannteste Anbauregion für Kaffee in Äthiopien und liegt im Süden. Auch hier liegt der Anbau oft auf 2.000 m in der Hand zahlreicher Kleinbauern. Yirgacheffe Kaffee besitzt sehr komplexe florale Aromen mit deutlichen Zitrusnoten, eingebunden in einen leichten Körper, liefern die Basis für hochpreisige exklusive Kaffees.
Limu, Jima, Ghimbi, Lekempti
Kleiner, weniger bekannt und trotzdem wichtig im äthiopischen Kaffeemarkt. Die Anbaugebiete Limu, Jima im Südwesten und die Regionen um die Städte Ghimbi bzw. Lekempti liegen in der Wahrnehmung der Kaffeeliebhaber eher im Schatten von Harrar und Sidamo. Dennoch lohnt die Entdeckung der vielen kleinen Produzenten. Angebaut werden die Sorten Ghimbi, Lekempti und Welega.
Kaffa Wildkaffee
Sein Anteil an der Landesproduktion von Kaffee beträgt lediglich 5%. Dafür gilt Kaffa Wildkaffee unter Kennern als Rarität. Er wächst ausschließlich in den Regenwäldern der Region Kaffa. Das natürliche Umfeld kann selbst in benachbarten Parzellen völlig unterschiedliche Kaffees hervorbringen. Wissenschaftler kennen hier bis zu 5.000 Varitäten von Coffea Arabica.
Sein Geschmack und seine Aromenvielfalt sind einzigartig. Allerdings geraten die Kaffeebäume und Sträucher durch die zunehmende Abholzung der Regenwälder in Gefahr.
Die Äthiopische Kaffeezeremonie
Lasst uns Kaffee trinken: "Buna enteta!" In Äthiopien leitet diese Aufforderung die einheimische Kaffeezeremonie ein. Diese unterscheidet sich gravierend von der europäischen Art und Weise der Zubereitung von Kaffee. Allerdings ähnelt sie der Zubereitung eines türkischen Kaffees in der Cezve.
- Schritt
Grüne Kaffeebohnen werden in einem dünnen Töpfchen oder auf einem Blech über Feuer geröstet. Danach werden sie unter den Gästen herumgereicht, damit sie sich von den Aromen überzeugen können. - Schritt
Die gerösteten Bohnen kommen zum Zerstampfen in einen Mörser oder etwas bequemer in ein Mahlwerk. - Schritt
Das Kaffeepulver wird in eine Jabana, die in Äthiopien traditionelle bauchige Kaffeekanne aus Ton, gegeben und mit heißem Wasser aufgebrüht. - Schritt
Nachdem der Kaffee ziehen konnte und sich das Pulver am Boden der Jabana abgesetzt hat, wird er in Mokkatassen bzw. kleinen henkellosen Tassen serviert.
Die äthiopische Kaffeezeremonie obliegt den Frauen. Diese gehen offensichtlich sparsam mit dem Kaffee um und brühen ihn dreimal auf.
- Arbol ist die erste Tasse und naturgemäß am kräftigsten im Geschmack.
- Tona wird als zweite Tasse aufgebrüht, während die Gäste noch die Erste genießen.
- Als dritte und schwächste Tasse reichen sie die Baraka.
Allein dies lassen Eile und Hektik gar nicht erst aufkommen. Das ist wichtig. Schließlich dient die Zeremonie vor allem dem Gespräch. Darüber hinaus pflegen die Äthiopier ihre Zeremonie meist morgens, mittags und abends.
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